Biofeedback - Chronischer Tinnitus

Tinnitus bezeichnet die Wahrnehmung von Ohrengeräuschen welche in keiner Verbindung zu den in der äußeren Umgebung vorhandenen Schallquellen stehen und lediglich von der betroffenen Person wahrgenommen werden. Die Geräusche äußern sich in vielfältiger Weise und können chronisch oder situationsbedingt auftreten. Bei einigen Betroffenen führt Tinnitus zu starken Einschränkungen im täglichen Leben und psychischer Belastung.
Ausgelöst werden kann Tinnitus durch eine Vielzahl von Faktoren, wobei besonders kontinuierliche Lärmbelastung, Stress und das Gehör betreffende Krankheiten ins Gewicht fallen. Psychologische und physiologische Auslöser sind bei der Entstehung gemeinsam beteiligt, weshalb zur Diagnostizierung beide Aspekte beachtet werden sollten.
Maßgeblich zur Diagnose trägt die Kombination mit Schwindel oder Gehörverlust bei. Des Weiteren werden eine gründliche Anamnese durchgeführt mit Rücksicht auf die Lebensgewohnheiten des Patienten wie auch eine genaue Abklärung des Verlaufs und Auftreten des Tinnitus sowie eine Verhaltensanalyse um die Beeinträchtigung im Alltag festzustellen.
Der Einsatz von Biofeedback zur Behandlung von Tinnitus geht auf die Beobachtung zurück, dass Tinnitus häufig durch Stress verstärkt wird und auch selbst als Stressfaktor wahrgenommen wird. Daher hat Biofeedback als Therapieansatz primär eine unterstützende Funktion bei der Bewältigung, wird aber auch als alleiniges Verfahren angewendet. Generell ist Tinnitus durch Biofeedback zwar nicht heilbar, es lässt sich aber durchaus eine Verminderung der Symptomatik erreichen.
Ziel ist es die Aufmerksamkeit des Patienten vom Störgeräusch abzulenken und eine damit verbundene Stressreaktion und somit weiter Verschlimmerung zu verhindern.
Biofeedback kann auf verschiedenen Ebenen ansetzen: Da physiologische Störungen wie Muskelverspannungen im Nacken-Schulterbereich häufige Begleiterscheinungen von Tinnitus sind, ist ein Ansatzpunkt die somatischer Ebene. Durch Biofeedback können die Verspannungen welche den Tinnitus begleiten abgemildert werden. Mittels EMG werden Grundspannung und mögliche Asymmetrien in den betreffenden Muskelgruppen ermittelt und die Reaktion der Muskeln auf psychische und physische Belastung ermittelt. Anhand des Feedback kann nun die aktive Entspannung dieser Muskeln trainiert werden und Fehlhaltungen korrigiert werden. Der Einsatz von tragbaren Biofeedback-Geräten ist üblich, um dem Patienten Übungen in seinem gewohnten Umfeld zu ermöglichen welche er anschließend in seinen Alltag integrieren kann wobei die ermittelten Faktoren aus der Verhaltensanalyse einbezogen werden welche die Muskelverspannung hervorrufen. Zum Schluss lernt der Patient zunächst unter Aufsicht des Therapeuten ohne die Rückmeldung des Biofeedbackgeräts nur anhand seiner neu erlernten Selbstwahrnehmung zu agieren.
Neben dem EMG Feedback findet auch noch die Ableitung mittels EDA und peripherer Durchblutung Anwendung, da diese Ansätze ein direktes Feedback über das Stresslevel des Patienten geben, welcher die Tinnitus Beschwerden zusätzlich verstärkt und somit mit Entspannungstechniken kombiniert werden können.
Eine andere Möglichkeit zur Behandlung bietet sich auf der Verhaltensebene, da Tinnitus häufig mit einer erhöhten Sensibilität auf bestimmt Geräusche und Angst vor lärmbelastenden Situationen einhergeht. Es wird mit Expositionstraining gearbeitet und Flucht und Vermeidungsstrategien seitens des Patienten zu verhindern. Der Patient soll in der Biofeedbacktherapie lernen, trotzt Lärmbelastung in einen entspannten Zustand zu gelangen.
Eine weitere Ebene zur Intervention bietet die kognitive Ebene durch Modifikation störender Gedanken. Der Therapeut versucht bestimmte, mit dem Tinnitus verbundene Gedankenmuster des Patienten zu verändern und somit eine Verhaltensänderung auch auf körperlicher Ebene zu erreichen. Die Auswirkungen seiner Gedanken auf den Körper werden dem Patienten mithilfe von Biofeedback sichtbar gemacht und Bewältigungsstrategien können ausgearbeitet werden.
Zuletzt besteht auch noch die Möglichkeit auf der emotionalen Ebene anzusetzen. Das Feedback zeigt dem Patienten wie sich seine Gefühle auf körperlicher Ebene manifestieren und die Tinnitus Symptomatik beeinflussen können. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass der Patient erkennt seinen Beschwerden nicht hilflos ausgesetzt zu sein sondern aktiv intervenieren zu können.
Tinnitus beeinflusst wie andere chronische Erkrankungen das Stresslevel des Patienten und ist sowohl Auslöser als auch Resultat der Beschwerden. Auch wenn durch die alleinige Anwendung von Biofeedback keine Verbesserung des Tinnitus zu erwarten ist, ist es dennoch in vielen Fällen der positive Effekt zum besseren Umgang mit der Erkrankung. Auch in diesem Anwendungsbereich ist ein regelmäßig durchgeführtes Heimtraining vonnöten um von den positiven Effekten profitieren zu können.

Es gibt einige Studien über Biofeedback –Methoden welche erfolgreiche Ergebnisse beim Heilen von chronischen Tinnitus dokumentieren. Es gibt mehrere Konzepte für die Therapie welche zur Reduktion der Tinnitusbelästigung führen sollten. Biofeedback kann bei Tinnitus als eine eigenständige sowie eine begleitende Methode sein. Als begleitende Methode werden sie in der Therapiemotivation in verhaltenstherapeutischen Tinnitus - Bewältigungstherapie angewandt welche anhand von besonders eindrucksvollen Rückmeldungen bestimmter körperlicher Parameter entsteht. Als Eigenständige Therapie wird es in psychosomatischem Bereich angewandt wie beispielsweise bei der Demonstration von psychophysiologischen Zusammenhängen, bei Behandlung von Bruxismus oder bei der Diagnostik muskulärer Verspannungen. Entspannungsverfahren sind die erste Wahl bei der Behandlung von Tinnitus. Bei beispielsweise einem Entspannungsverfahren der AET lernen die Betroffenen den Tinnitus ignorieren zu können anhand von Ablenkungs- und Entspannungsübungen mit Computerunterstützung (Biofeedback). Bei AET wird die autosuggestive Wirkung von wohltuenden imaginierten Bildern mit dazu passenden Reizen verstärkt. Ein Bild der Sonne wird beispielsweise mit thermischen Reizen verbunden – wärmende Sonne. Die positiven Effekte sind wissenschaftlich belegt und diese Methode findet routinemäßigen Einsatz in der Praxis. Anhand von Neurofeedback wird bei der Entspannungszustand der Betroffenen gemessen. Alle Heilungsmethoden zielen darauf den Teufelskreis der Krankheit zu unterbrechen und dieser ist: die Aufmerksamkeitszuwendung, dysfunktionale Bewertung der Geräusche, Stress-Reaktion und Tinnitusverschlimmerung. Einsatz von Neurofeedback Biofeedback gehört zu den Methoden der Beeinflussung des Gehirns. Die Methode ist komplex und vielversprechend bei Tinnitus. Dabei wird die ganze Aufmerksamkeit der Betroffenen mit Tinnitus gefordert. Diese muss von dem Symptom Tinnitus abgelenkt werden. Hirnströme spielen dabei eine zentrale Rolle. Ziel des Neurofeedbacks ist es die zentralnervösen Veränderungen zu beobachten beziehungsweise die Aktivität der Wellen (EEG) während des Auftretens von Ohrengeräuschen und zu analysieren beziehungsweise auszuwerten und schließlich daran Einfluss zu nehmen. Die Hirnströme werden dabei vom Gehirn abgeleitet und anhand von komplizierten Rechenvorgängen werden die Veränderungen rausgesucht welche dem Tinnitus entsprechen und am Bildschirm visuell oder akustisch dargestellt. Man nimmt an dass diese Veränderungen das Wahrnehmen von abnormen Tönen verursachen kann. Der Betroffene muss dabei lernen diese Ströme selbst zu beeinflussen und zu verändern. Dies kann anhand von Training und Ablenkung seiner Gedanken vom Tinnitus geschehen. Der Betroffene entwickelt quasi ein „Gehirnjogging“ gegen den Tinnitus. Die Methode ist zwar aufwendig, was die technische Ausstattung sowie die Zeit angeht, aber weist große Erfolge auf. Diese sind auch international wissenschaftlich belegt. Auch nach sechs Monaten nach einem erfolgreichen Abschluss der Therapie wurden Verbesserungen der Tinnitusbelastung beobachtet. Heute besteht die Annahme dass durch die Entspannung die Toleranz gegenüber den Ohrengeräuschen erhöht wird. Für Neurofeedback braucht man ein kompetentes und geschultes Personal. In den Tinnitus-Kliniken wird Neurofeedback während ihres stationären Aufenthalts als eine Behandlungsmethode angeboten. In Ambulanten wiederum wird Neurofeedback seltener angeboten. Die Krankenkassen finanzieren die Methode nicht. Durch den technischen Fortschritt wird es Mal möglich sein Neurofeedback auf dem PC anzuwenden. Solche Programme gibt es schon für Sportler zum Training deren Leistungsfähigkeit oder zur Verbesserung der Lernfähigkeit von Schülern. Wieso Entspannungsverfahren? Entspannungsverfahren ist die erste Wahl bei der Tinnitus-Therapie da eine Verbindung zwischen Tinnitus, psychischer Anspannung und körperlicher Verspannung festgestellt wurde. Wie erwähnt, kommt dabei Neurofeedback zum Einsatz (EEG) um den Entspannungsgrad zu messen. Durch den Stress verstärkt sich die Belästigung durch die Ohrgeräusche und macht den Tinnitus selbst zum Stressor. Körperliche Entspannung beeinflusst positiv die Ohrengeräusche. Alleine die Konzentration auf die Übung ist eine Ablenkung vom Tinnitus. Dadurch kann schrittweise die Kontrolle über den Tinnitus gewonnen werden. Entspannung fördert die emotionale Ausgeglichenheit – pathologische Muskelverspannungen werden aufgelöst und die allgemeine Erregung vermindert was schließlich zur seelischen Ruhe führen soll. Die negativen Wechselwirkungen zwischen Stress und Tinnitus sollten vermindert werden. Die Entspannungsverfahren zielen daher nicht auf das Ohrengeräusch selbst sondern auf die Reaktion und das Erleben des Ohrengeräusches der Betroffenen – Belastungsempfindung, sowie auf die Ablenkung vom Ohrengeräusch. Therapieverfahren Leider wird nur ein kleiner Teil der Tinnitus-Patienten erfolgreich behandelt. Vor der Behandlung mit Biofeedback muss eine genaue Diagnose erfolgen. Die ambulante Therapie besteht aus vielen und umfangreichen Teilen wie Interventionselemente Edukation, angewandte Entspannung, Ablenkung, kognitive Umstrukturierung und Problemlösung. Bei der Verhaltenstherapie wird versucht Tinnitus-fördernde Verhaltensweisen zu analysieren und zu verändern und es werden Übungen zur Konfrontation mit der Krankheit miteinbezogen. Ebenso stehen Strategien zur Veränderung des Krankheitsverhaltens am Programm. Zum Einsatz kommen ebenso psychodynamische Kurztherapien. Bei schwerwiegendem Tinnitus kommt meist stationäre Behandlung zum Einsatz mit Psycho- und Verhaltenstherapie. Bei einem integrativen verhaltensmedizinischem, stationärem Behandlungskonzept von Tinnitus stehen psychophysiologische, emotionale, körperorientierte, kognitive und verhaltensorientierte Ansätze im Vordergrund. Die Erfolgsquote bei chronischem Tinnitus liegt bei 17 %. Viele dieser Methoden können gut in Gruppen ausgeübt werden was für den Betroffenen von großer Bedeutung ist um die Psychosomatik der Krankheit leichter zu verstehen. In der Gruppe wird auch an den sozialen Phobien und der sozialen Kompetenz gearbeitet sowie Konfrontation mit der eigenen Sicherheit ausgeübt. Mittlerweile gibt es viele Selbsthilfegruppen. Dabei kann Biofeedback eine unterstützende Rolle spielen wie bei beispielsweise kognitiv psychotherapeutischen Techniken welche neben dem Biofeedback auch Musiktherapie zur Unterstützung holen. Diese helfen dabei zu lernen mit Tinnitus zu leben. Therapie auf somatischer Ebene – ein Beispiel Auf somatischer Ebene können Störungen auftreten welche mit dem Tinnitus einhergehen oder ihn verstärken. Muskuläre Verspannungen (Hals-, Nacken- und Schulterbereich) und Beschwerden im Kiefergelenkbereich (Zähneknirschen) stehen mit der Genese der Tinnitus-Patienten in Zusammenhang. Vor allem bei chronischen und komplexen Tinnitus ist eine ausführliche fachpsychosomatische Diagnostik notwendig um komorbide psychische Störungen (z.b. Angst und Depressionen) zu erkennen und zusätzliche Maßnahmen bei der Heilung anzuwenden. Es kann der Fall sein dass psychopharmakologischen Maßnahmen ergriffen werden müssen. Bei der ersten Phase beziehungsweise der Diagnose wird die Aktivität der betroffenen Muskelgruppen anhand von Oberflächenelektroden gemessen und nach bestimmten Kriterien ausgewertet. Dazu gehören Fehlhaltungen der Muskelgruppen, Reaktion der Muskulatur während und nach körperlicher und psychischer Belastungen sowie Grundanspannung der Muskulatur. Um diese Werte zu analysieren und zu sehen ob diese von der Norm abweichen braucht es Fachpersonal da die Werte leicht schwanken können. Danach kommt die zweite Phase – Training in welcher anhand von Biofeedback gelernt wird die körperlichen Prozesse zu beeinflussen. Bei der dritten Phase – Generalisierung geht es um die Selbstwahrnehmung. Der Patient bekommt immer weniger direkte Rückmeldung damit er anhand von Selbstkontrolle ausreichende Entspannung erreichen kann. Im Alltag sollte der Patient öfter in den Spiegel schauen um seine Haltung korrigieren zu können. Dabei helfen auch Rückmeldungen der Angehörigen. Eine besondere Technik ist es auch bunte Punkte an bestimmte Stellen am Körper anzubringen damit der Patient öfter darauf schaut beziehungsweise achtet um die Fehlhaltung zu korrigieren oder die Muskelanspannung zu kontrollieren. Mittlerweile gibt es psychosomatischen Kliniken welche sich auf Behandlung von Tinnitus spezialisiert haben.

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