Navigation - Mentale Repräsentation der Umgebung

Die meisten Forscher schlagen drei Stufen des menschlichen Wissenserwerbs bei Navigationsprozessen vor: Wissen über Orientierungspunkte, Wissen über Routen und Überblickswissen.

Wissen über Orientierungspunkte

Eine Person, die sich erstmals in eine ihr unbekannte Umgebung begibt, richtet ihre Aufmerksamkeit auf visuelle Stimuli in der örtlichen topographischen Beschaffenheit um charakteristische räumliche Konfigurationen zu identifizieren, d.h. Zielmarkierungen und Landmarkierungen. Objekte in der Umgebung werden zu Orientierungspunkten aufgrund ihrer Unverwechselbarkeit und ihrer persönlichen Bedeutung.
Zur Identifizierung werden Eigenschaften wie deren Oberflächenbeschaffenheit, deren Form oder Orientierung verwendet. Es werden Orientierungspunkte in der Umgebung verwendet um einen Pfad zu finden und einen bereits bekannten Pfad durch deren Erinnerung nochmals zu beschreiten. Orientierungspunkte werden oftmals auch als Ankerpunkte für den Aktivitätsbereich des Navigators herangezogen.
Mit steigender Erfahrung über die Umwelt bekommt man möglicherweise zusätzlich die Information wie Orientierungspunkte von unterschiedlichen Perspektiven aussehen. Im Zuge dessen kann die Fähigkeit entwickelt werden Orientierungspunkte mental zu rotieren und von mehreren Blickwinkeln aus zu betrachten.
Die Verwendung von charakteristischen visuellen Hinweisen ist das kennzeichnende Attribut dieser Navigationsstufe.
In einer virtuellen Umgebung, wie beispielsweise die einer Webseite, können Titel, Beschriftungen, Link Namen, oder Icons solche Orientierungspunkte darstellen.

Wissen über Routen

Dieses Wissen eignen sich Personen während der realen Navigation entlang eines Pfades zu ihrem Ziel an. Routen-Wissen ermöglicht die Verbindung von Orientierungspunkten zu einem unverwechselbaren Pfad. Den Navigierenden ist es möglich eine vormals gegangene Route noch mal zu beschreiten. Mit der Visualisierung des zuvor beschrittenen Pfades können Besucher sich den Erwerb des Routen-Wissens erleichtern.
Nachdem eine Route mehrmals verfolgt wurde bekommen Personen ein besseres Verständnis für das Gelände zwischen dem Ausgangsort und dem Zielort (beginnendes „Gefühl des Überblicks“). Mit der Entwicklung des Wissens über Routen ist es Personen möglich korrekte Entscheidungen über die Richtung einer Route zu treffen als auch Entfernungen zwischen einzelnen Orientierungspunkten genau einzuschätzen. Da im üblichen Fall die Navigation einem Zweck dient ist das Routen-Wissen nützlicher als das Wissen über Orientierungspunkte. Durch das Wissen über Distanzen und Richtungen trägt es zum erfolgreichen Abschluss von gestellten Aufgaben bei.
Charakteristische Eigenschaften einer Routen Repräsentation sind:

  • Das Wissen über Routen eignen sich Personen oft beim Bewältigen von konkreten Aufgaben an, beispielsweise über die Route von der Wohnadresse zu einem Versicherungsmakler in der benachbarten Gemeinde.
  • Das Wissen über Routen wird von einem bodenbezogenen Blickwinkel aus gelernt, deshalb wird das Wissen von einer egozentrischen Perspektive aus repräsentiert.
  • Der Nutzen des Wissens über Routen ist abhängig von der Perspektive. Den meisten Nutzen bringt das Wissen wenn es unter derselben Perspektive angewendet wird wie es zuvor gelernt wurde.
  • Falls es erforderlich ist alternative Routen zum Ziel zu finden wird versucht Richtungsänderungen und Distanzen in Bezug zu bekannten Routen zu setzen.

Überblickswissen

Dadurch, dass die Navigierenden mit der Umgebung vertrauter werden formen sie ein flexibles, strukturiertes mentales Modell des Navigationsraums. Personen, die diese Navigationsstufe erreichen, ist es möglich die Umgebung im Sinne einer topographischen Landkarte zu visualisieren. Das Hauptmerkmal dieser Navigationsstufe ist die mentale Verknüpfung zwischen dem zuvor getrennten Wissen über Orientierungspunkte und über Routen.
Es findet eine Synthese von Orientierungspunkten und Routen statt. Dadurch ist es Personen möglich Orientierungspunkte unabhängig von den Routen, die sie verbinden in Relation zu setzen. Aus diesem Wissen können unabhängige Schlüsse gezogen werden. Beim Überblickswissen wird eine kognitive Landkarte erstellt, die einen Blick aus der Vogelperspektive erlaubt. Dadurch unterscheidet sich das Überblickswissen klar vom Wissen über Routen, welches eine bodengebundene sowie egozentrische Perspektive hat.
In der virtuellen Umgebung könnte beispielsweise eine Baumdarstellung der gesamten Webseite oder eine detaillierte Sitemap ein solches strukturiertes Modell darstellen.

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