Navigation - Kognitive Kartierung

Der Prozess, der für die Aneignung, Anpassung und das fortwährende Merken der räumlichen Informationen und des räumlichen Wissens notwendig ist wird kognitive Kartierung (cognitive mapping) genannt. Personen haben als Ergebnis dieses Prozesses eine kognitive Landkarte gespeichert. Kognitive Landkarten sind mentale Konstrukte, die Personen helfen sollen komplexe Interaktionen mit der Umwelt zu vereinfachen, zu kodieren und zu ordnen.

Kognitive Landkarten können durch zwei Methoden aufgebaut werden, die sich in der Perspektive während des Lernprozesses unterscheiden.

  • Bei der ersten Methode werden die räumlichen Beziehungen (z.B. Distanzen und Richtungen) mithilfe einer Landkarte gelernt. Landkarten ermöglichen dem Lernenden eine vom Boden abgehobene Position einzunehmen.
  • In der zweiten Methode werden kognitive Landkarten durch die fortlaufende Erkundung und Navigation in der Umgebung von einem bodengebundenen Blickwinkel aus aufgebaut. Die Perspektive ist beispielsweise die eines Fußgängers.

Beide Methoden führen zu einem Überblickswissen, jedoch ist in der praktischen Anwendung die zweite Methode robuster für Aufgaben zum Finden des Weges. Die erste Methode legt nahe, dass die Entwicklung von Überblickswissen nicht notwendigerweise der Entwicklung von Routenwissen folgt. Die oftmals in der Literatur erwähnte Entwicklungsreihenfolge in der vom Orientierungspunktwissen ausgehend das Routenwissen entwickelt wird, was dann letztendlich zu der Gewinnung von Überblickswissen führen kann, scheint nicht vollständig zu sein. Unabhängig von der Navigation in einer realen bzw. virtuellen Umgebung kann durch die Verwendung von Landkarten ebenfalls Überblickswissen aufgebaut werden.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass für die Absolvierung von verschiedenen Aufgaben jeweils einer der drei mentalen Repräsentationstypen der Umgebung am besten passend ist. Ebenfalls fallen dabei individuelle Unterschiede, wie beispielsweise Geschlechtsunterschiede, Altersunterschiede, die generelle Fähigkeit sich einen Überblick zu verschaffen oder unterschiedliche Lerntechniken ins Gewicht. Durch diese Faktoren werden die drei mentalen Repräsentationstypen beeinflusst.
Eine Untersuchung hat gezeigt, dass bei der Navigation in realen sowie virtuellen Umgebungen die generelle Fähigkeit sich zu orientieren wichtiger ist als die Lernmethode.

Im Speziellen liegt es nahe, dass kognitive Landkarten bei der Lösung von Problemen in realen als auch virtuellen Umgebungen behilflich sind. Zu den Problemen zählen vor allem Navigations- und Orientierungsprobleme und das Finden des Weges. Für letzteres sind vier Schritte notwendig:

  1. Orientierung. Dabei versucht die Person herauszufinden wo sie ist. Dazu werden nahe gelegene Orientierungspunkte verwendet. Weiters muss die aktuelle Position in Relation zum gewünschten Zielort gesetzt werden. Die Orientierung erfordert von der Person, dass einige Orientierungspunkte bekannt sind und auseinander gehalten werden können.
  2. Routen-Entscheidung. Die Navigation zum Zielort erfordert eine Entscheidung. Die Person wählt die Route aus, die zum Ziel führt. Dazu ist es erforderlich, dass Orientierungspunkte ausgewählt werden können und die Person weiß wo sich diese befinden. Die Person weiß über die relative Position der Orientierungspunkte gegenüber ihrer aktuellen Position bescheid.
  3. Überprüfung der Route. Die Route, die eingeschlagen wurde muss überprüft werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Route korrekt ist und sich die Person in die richtige Richtung bewegt. Die Überprüfung beinhaltet eine neuerliche Orientierung und eine weitere Routen-Entscheidung.
  4. Erkennung des Zielorts. Die Navigation ist abgeschlossen, wenn die Person erkennt, dass sie am korrekten Zielort, oder einem nahe gelegenen Punkt, angekommen ist.

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