Bewegungsstörungen - Apraxie

Bei der Apraxie ist das motorische Verständnis eingeschränkt, wodurch manche Handlungsabläufe nicht ausgeführt werden können. Es herrscht unter anderem Unwissenheit über den Verwendungszweck und die Anwendungsweise von Gegenständen. Dadurch kann es zum gefährlichen Gebrauch von Dingen kommen, beispielsweise wenn eine Schere zum Zähneputzen verwendet wird. Neben parietalen und temporalen entstehen Apraxien auch durch frontale Hirnschädigungen.
Verursacht werden diese Läsionen beispielsweise durch Schlaganfälle. Formen der Apraxie betreffen unter anderem Einschränkungen der Fähigkeiten, Dinge, wie Möbel, zusammenbauen zu können, freies Zeichnen und die Orientierung im Raum (Konstruktive Apraxie) oder die Durchführung von Bewegungsabläufen (motorische Apraxie).
Menschen mit bukkofazialer Apraxie sind meist an einem ernsten Blick erkennbar, da es ihnen nicht möglich ist, ihre Mimik so zu lenken, dass ein bestimmter Gesichtsausdruck geformt wird. Bei der Gliedmaßenapraxie ist die Gestik in gleicher Weise gestört. Die Apraxie der linken Hand wird durch die Unterbrechung von motorischem Assoziationscortex und den Großhirnhemisphären verursacht.
Neben diesen Apraxien gibt es auch die Sprachapraxie, bei der es nicht möglich ist, sprechbezogene Körperteile, wie Lippen, Zunge oder Kehlkopf zu bewegen. Folglich ist man unfähig, sinnvolle Sprachlaute zu erzeugen, trotzdem die Körperteile voll funktionsfähig sind.

Bewegungsstörungen welche infolge von zentralnervösen Läsionen entstehen werden als solche bezeichnet. Es sind Störungen des Entwurfs von motorischen Sequenzen wobei willkürliche Bewegungen nicht sinnvoll ausgeführt werden können wie beispielsweise das Essen mit einem Löffel zum Mund zu führen, auch motorische Fehlhandlung genannt. Ausführung kompletter Bewegungen wird dabei gestört. Apraxie ist eine eigenständige neurologische Störung und keine Folge oder Begleitsymptom einer Aufmerksamkeits-, Koordinations-, Sensibilitäts- oder irgendeiner anderen Störung.
Es gibt drei Hauptformen der Apraxie welche nicht immer klar von einander zu trennen sind: ideomotorische, ideatorische und gliedkinetische.
In den meisten Fällen treten zusätzlich auch andere neuropsychologische Syndrome wie Neglect, Sprachstörungen oder beispielsweise Störungen im Umgang mit Zeichen und Symbolen. Durch solche Erscheinungen wird die Therapie sehr beeinflusst. Die Funktionsstörung Apraxie ist bilateral und betrifft Arme und Hände sowie Beine, Füße und das Gesicht.

Formen der Apraxie

Ideomotorische Apraxie sind Störungen bei Bewegungsfolgen beziehungsweise bei der Anordnung von Einzelbewegungen zu Bewegungsfolgen. Meistens können die Bewegungen spontan durchgeführt werden aber nicht auf Kommando beziehungsweise es nachzumachen wie zum Beispiel winken oder die Hand auf die Stirn legen. Dabei treten Fehler auf. Bei einen reinen ideomotorischen Apraxie sind die Alltagshandlungen nicht gestört. Meistens fällt die Krankheit erst bei einer gezielten Untersuchung auf. Dabei werden motorische Aufgaben auf Aufforderung beurteilt. Es besteht die Annahme dass die Wahrnehmung der Bewegungsinformation oder die Weiterleitung gestört ist.

Des Weiteren gibt es eine ideatorische Apraxie. Hierbei ist die sequentielle Anordnung von mehrgliedrigen Handlungsfolgen gestört wie beispielsweise einen Brief zu falten und zu kuvertieren. Ob auf Kommando oder nicht sind die bestimmten Handlungen nicht durchführbar da der/die Betroffene die Handlungsabschnitte wiederholt, vertauscht oder abbricht. Im Alltag ist je nach Schweregrad diese Form von Apraxie sehr störend. Dies fällt vor allem dann auf wenn es um Benutzung von Objekten geht um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Gliedkinetische Apraxie beeinträchtigt den Alltag weniger als andere Formen der Apraxie da sie Bewegungen betrifft welche einen hohen Maß an Genauigkeit und Geschicklichkeit verlangen wie beispielsweise Klavierspielen. Es gibt weitere Unterformen, unter Anderen die Gangapraxie oder auch Apraxie der Beine genannt welche die Störung im automatisierte Zusammenspiel der Beine beim Gehen bezeichnet. Der gang sieht beispielsweise aus als ob die Beine am Boden kleben würden (vornüber geneigt, breitbeinig, kleinschrittig u.ä.). Vor allem das Umdrehen im stehen wird sehr problematisch. Wenn das Gesicht betroffen ist nennt man diese bukkofaziale Apraxie.

Ursachen der Apraxie

Die häufigste Ursache für eine Apraxie sind Mediainfarkte mit partialen Läsionen der linken sprachdominanten Hemispräre. Ebenso können Läsionen subkortikaler Bahnen der linken sprachdominanten Hemispräre und Läsionen der Kommisurenbahnen dafür verantwortlich sein. Schlaganfall können bewirken dass der Betroffene weiss was er für eine Handlung ausführen will, weiss aber nicht wie er das umsetzen soll. Die Informationen aus dem Gehirn erreichen die ausführenden Organen nicht. Auf ein Mal können weder die schon erlernten komplizierten Bewegungsabläufe durchgeführt werden noch neue gelernt werden.
Bei einer Gliedmaßenapraxie kann ebenso das gesunde Bein betroffen werden (bilaterale Symptomatik). Nach einer Hirnschädigung können sich Apraxien spontan wieder zurück bilden, dies gilt aber nicht für komplizierte Handlungsabläufe. Diese bedürfen regelmäßigen Training. Des Weiteren können Apraxien nach Läsionen von Marklager und Basalganglien auftreten. Weitere Ursachen für Apraxie sind verschiedene degenerative Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Alzheimer, gleichzeitig die häufigste Ursache für schwere Apraxien, kortikobasale Degenerationen, Lewy-Körperchen Demenz oder frontotemporale Demenz.

Diagnostik der Apraxie

Schwere Apraxien sind leicht erkennbar und können schon mit einfachsten Aufforderungen Handlungen zu imitieren oder auf Aufforderung nachzumachen diagnostiziert werden während leichte Apraxien oft gar nicht auffallen oder von oben genannten Begleiterscheinungen schwer zu trennen sind und deswegen eine genauere Analyse erfordern. Es ist wichtig die Alltagshandlungen genauestens zu beobachten und eine Untersuchung auf neuropsychologische Grundstörungen durchführen wobei Aphasie, Apraxie oder „halbseitige Vernachlässigung“ diagnostiziert werden können.
Es ist auch für den Therapeuten wichtig die Betroffenen im Alltag zu Hause zu beobachten um sich ein Bild davon von den alltäglichen Handlungen (Haushaltsaktivitäten) zu machen. Ideomotorische Apraxie, auch Gliedmaßenapraxie genannt wird beispielsweise diagnostiziert indem bedeutungslose Pantomime, Gestik oder Umgang mit Objekten zum Nachahmen aufgefordert werden und dabei Beeinträchtigungen auftreten.
Bei buccofacialen Apraxie führen die Betroffenen mimische Ausdrücke fehlerhaft aus. Ideatorische Apraxie wird leicht diagnostiziert beim angemessenem Benutzen von Objekten da er nicht im Stande ist mehrere logisch aufeinanderfolgende Handlungen durchzuführen. Entstellungen der Bewegungsabläufe werden Parapraxien genannt wobei die häufigsten Perseverationen und Substitutionen sind beziehungsweise Wiederholung vorher auftretender Bewegungen und Ersatz der Bewegung durch eine andere.

Therapie/Rehabilitation/Training der Apraxie

Trotz vieler Studien und Untersuchungen welche in den letzten Jahren erschienen sind, gibt es nur wenige Beobachtungen, Methoden und Vorgehensweisen für Therapie der Apraxie-Patienten. Die Patienten sind sich oft deren Fehler nicht bewusst beziehungsweise diese werden von den Betroffenen selbst nicht erkannt worauf sich das therapeutische Vorgehen orientieren muss. Aus diesem Grund ist das erste Ziel am Störungsbewusstsein der Patienten zu arbeiten.
Zwei Methoden werden oft erfolgreich eingesetzt:

  • Geführtes fehlerfreies Lernen (die Handlung wird beim Auftreten von Schwierigkeiten vorgezeigt und erklärt) und geführtes Lernen aus Fehlern.
  • Das Zweitere hilft dem Patienten eigene Fehlerkorrektur zu fördern, um aus den Fehler zu lernen. Im Falle dass der Patient seine Fehler nicht erkennen kann muss er vom Therapeuten darauf hingewiesen werden.

Beide der Methoden werden mit anderen Schwerpunkten kombiniert und je nach Schweregrad, Situation und Krankheitsverarbeitung eingesetzt. Viele Wiederholungen sollten zur selbstständigen Bewältigung führen. Es gibt ebenso nonverbale Therapiestrategien welche bei Patienten mit eingeschränktem Sprach- und Situationsverständnis angewandt werden. Diese beinhalten meistens das Imitieren von Handlungsabläufen wie beispielsweise beim Objektgebrauch oder Verständigung mittels Gestik. Dabei müssen Therapieinhalte einfach, klar und kurz vermittelt werden. Hilfestellung von Therapeuten ist oft notwendig. Um den Patienten zur Selbstständigkeit zu führen und diese dauerhaft zu erhalten muss ständig, auch mit Hilfe von Angehörigen geübt werden. Bei der Behandlung beziehungsweise in einer Klinik wird versucht eine Alltagssituation nachzustellen. Als Schwierigkeit erweist sich der Vertrautheitsgrad des Patienten mit verwendeten Objekten besser gesagt, es besteht die Gefahr das der Patient mit den Gegenständen in der Klinik umgehen kann und zu Hause dann nicht da es sich um andere Objekte handelt. Deswegen ist das üben zu Hause sehr wichtig und bringt mehr Erfolg.

Informieren Sie sich über die in unserem Institut umfassenden Möglichkeiten für eine Diagnostik und eine psychologische Behandlung. In diesem Zusammenhang bieten wir auch gezielt ein Leistungstraining bei kognitiven oder motorischen Schwächen an. Nehmen Sie zu uns Kontakt auf und sprechen Sie mit einem unserer Psychologen. Vereinbaren Sie einen Termin für ein Erstgespräch und schildern Sie uns Ihre Situation. Unser Team ist bemüht Ihre aktuelle Situation bestmöglich zu verbessern.